
Eva Taylor. Gartenarbeit. Bordenau & Venezia: San Marco Handpresse 2010
Das Boot um halb vier
B.P.L. – 18.7.2009
Vergiß das Boot nicht.
Es fährt um halb vier vorbei.
Die schon heim müssen, sind darauf.
Sie fahren nur voraus.
Dort, auf offener See,
hört man die Motoren nicht.
Figuren, klein, halt-
suchend in der Bewegung.
Ihre Stimmen weit weg
und langsam geht die Fahrt
getragen, gezogen
im Blau weiter.
Nach oben oder unten, fragt keiner.
Einer soll auf dem Boot sein.
Er hält einen Stein in der Hand.
Der Stein, den auch wir hielten
kalt, hart und glatt war er.
Vom Boot aus kann er nicht werfen,
auf Land konnte er nicht bauen.
Er wartete wohl, daß er ins Blaue fiele,
unterginge in Wogen
zwischen vielen endlichen Zeichen.
Die Mundpflege
Hab dich auf meine Papillen gelegt,
hast dich auf dem roten Berg ausgedehnt,
hast mich ausspioniert von oben,
wenn ich gekaut und gesogen
und geschluckt, in Gedanken verloren.
Hat dich die Zunge zwischen den Zähnen gesucht,
hast dich versteckt und geschmeckt,
alles, was ich sagen wollte.
Wörter im Mund mitgetragen
neben dir festgesteckt.
Könnt ich mich doch
in einen Granatapfel verwandeln.
Die Schale blaßrosa
und in meinen Kammern
sechhundertdreizehn kleine Gedanken
blutrot und gut zu trinken.
Einer würde kommen
und mich Paradiesapfel nennen.
Wie schön und falsch.
Recensioni
Barbara Pumhösel. “Su due fiumi – Scrittura bilingue e autotraduzione. Su Gartenarbeit – Giardinaggio di Eva Taylor”. Arcipelago Itaca. Letterature, visioni ed altri percorsi 5, 2011, 181–182 >> qui
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Barbara Pumhösel. „Auf dem weißen Blatt ist keine Zeit zu verlieren“ [su: Eva Taylor. „Gartenarbeit“]. Signum. Blätter für Literatur und Kritik, Winter 2011;